Trentino 2000: Garda-, Ledro- und Idrosee
Diese Tour zeigt einen wunderbaren Querschnitt durch das Straßenangebot des Trentino. Gut ausgebaute und kurvenreiche Straßen wechseln sich ab mit Schotterstrecken mit faustgroßen Brocken. Letztere sind sicher nichts für Fahranfänger, von einem geübten Fahrer aber ohne weiteres zu schaffen. Von fast "Normal Null" am Gardesee kommt man auf Höhen von rund 2200 Meter.
In Kürze:
Riva, Ledrosee, Pso. Tremalzo, Storo, Bagolino, Pso. Croce Domini, Pso. Manavia, Pso. della Spina, Idro, Capovalle, Valvestino, Gargnano, Tignale, Tremosine, Limone, Riva
240 km, 7h
Im Detail:
Kurz nach Riva wartet erst mal ein längerer Tunnel in südliche
Richtung auf seine Durchfahrt. Er führt uns direkt in Ledro-Tal.
Eine sehr schöne Strecke mit nicht allzu engen Kurven bringt uns bis
zum kleinen Ledro-See mit seinem grünlichem Gebirgswasser. Wer einen
Fotostopp einlegen möchte, sollte bei Zeiten anhalten, sonst ist er
am See vorbei und befindet sich im Ampola-Tal. Jetzt nehmen die
Kurvenradien ab und die Straßenführung wird alpiner. Die Auffahrt
durch den Wald zum Monte Tremalzo ist das erste Schmakerl des Tages.
Leider heißt es oben umkehren und die gleiche Strecke wieder bergab
zurückfahren, denn seit wenigen Jahren sind rings um den Gardasee
alle Schotterstrecken für Motorräder gesperrt. Schade, aber auch verständlich. Schließlich befindet man sich in
einem Naturpark.
Dass es oben nicht mehr weitergeht hat aber auch sein Gutes: wenig Verkehr behindert uns auf der Bergstrecke. Wieder auf der SS240 angekommen, fahren wir auf ihr bis Storo und freuen uns über jede Menge Kurven. In Storo halten wir uns links in Richtung Idro/Brescia und fahren auf der SS237 bis zum Idro-See. Kurz nachdem der See in Sicht kommt, steigt die Straße erst etwas an und fällt wieder ab. Kurz nach dieser Kuppe geht es rechts ab nach Bagolino. Hier heißt es aufpassen! Der Abzweig führt in fast entgegengesetzter Richtung weiter und windet sich in vielen Kurven bergauf. Nach Bagolino wird die Straße schmal und führt durch eine wunderbare Landschaft, dem Valle del Caffaro hinauf zum Pso. Croce di Domini auf 1892m. Immer wieder erheischt man einen Blick durch die Nadelbäume auf den Gebirgsbach. Desöfteren dringt der Duft von Gegrilltem in die Nase. Viele Italiener nutzen die schöne Landschaft für einen Tagesausflug und zum kurzen -- weil sicher kalten -- Bad im Bach.
Mit steigender Höhe wird die Fahrt einsamer, die Vegetation
spärlicher und der Blick reicht weiter ins Land. Erst oben an der
Refugio trifft man wieder auf eine größere Anzahl Motorradfahrer und
Wanderer. Ein Blick nach links: Schock und Freude teilen die Gemeinde, denn auf Schotter geht's weiter. Ein
Schild deutet darauf hin, dass es mindestens acht Kilometer so
bleibt. Aber selbst mit der Pan hatten Dirk samt Sozia und ich keine
Probs den Abschnitt zu fahren, auch eine Reihe Superbikes und
Chopper kamen entgegen. Man muß nur vorsichtig fahren und auf
größere Steine aufpassen, um diesen rechtzeitig auszuweichen.
Vorweg: Am Pso. Spina wird's noch etwas interessanter. Die Straße ist zumindest anfangs noch deutlich schlechter, die Steine größer und der Abhang steiler.
Die Schotterabschnitte werden ab und zu durch
geteerte Strecken bis Giogo della Bala unterbrochen. Die verringerte
Geschwindigkeit auf Schotter hat auch sein Gutes: Die karge,
fantastisch zerklüftete Gebirgswelt erschließt sich dem Fahrer in
ihrer wunderbaren Schönheit. Sobald links riesige schüsselförmige
Antennen auftauchen, hat der Schotter bald ein Ende. Zur
Antennenanlage kann man hochfahren und kommt dabei etwa auf 2.200
Höhenmeter. Welchen Zweck die nördlich ausgerichtete Anlage hat,
würde mich interessieren. Aber kein Schild oä. machte irgendeinen
Erklärungsversuch.
Nach dem technischen Abstecher geht es auf einer gut ausgebauten Strecke bergab, über den Golette delle Crocette vorbei an der heruntergekommen Refugio Maniva. Kurz danach heißt es links abbiegen und bergan weiter über den Pso. della Spina nach Anfo/Idro. Das Sträßchen führt rechts an ein paar Häusern vorbei und droht jeden Moment zu enden. Dem ist aber nicht so. Nach einer Rechtskurve geht es durch ein Schotterfeld bergan. Wer diesen Abschnitt -- ähnlich dem Bett eines Gebirgsbaches -- hinter sich hat, hat die schlimmste Strecke bezwungen. Für Enduristen sicher ein Spaß. Die 340 Kilo der beladenen Pan lassen aber doch schon erstmal ein etwas mulmiges Gefühl aufkommen. Aber es bleibt nur beim Gefühl. Man muß nur aufpassen, seine Reifen nicht an irgeneiner scharfen Kante aufzuschlitzen oder in ein Loch zu knallen. Trotz aller Einsamkeit auf der Strecke sollte man aber auf Gegenverkehr achten. Hin und wieder kommt nämlich doch ein Auto oder ein Motorrad entgegen.
Einige Kilometer vor Anfo hat man nur noch ausschließlich Teer
unter den Rädern. Eine schmale, stark gewundende Straße mit vielen
Kehren führt hinunter zum Idro-See. Der Weg führt durch einen grünen
Blatt-Tunnel. Ab und zu muß man den Kopf einziehen oder
heranhängenden Ästen ausweichen. Einfach Super! Wieder unten an der
SS237 angekommen, befinden wir uns minimal südlicher des Abzweigs
nach Bagolino. Wir halten uns rechts, fahren durch Anfo weiter am
See entlang nach Idro. In Idro halten wir uns links in Richtung
Gardasee und Capovalle. Es dauert ein paar Kehren und ein schönes
Panorama über den Idrosee zeigt sich, bevor er im Schwarz eines
Tunnels verschwindet. Dieser ist glücklicherweise nicht lang.
Dahinter verwöhnt uns eine wunderbare Strecke mit jeder Menge
Kurven. Wer davon nicht genug bekommt, biegt bei Vié/Vico links ab
Richtung Gardasee/Valvestino. Aufpassen: auch geradeaus zeigt eine
Tafel in Richtung Gardasee. Kurz nach dem Dorf scheint die Straße
uns alleine zu gehören und es macht einen Riesenspaß über Persone
und Armo diesen Umweg zu fahren. Wieder an der Hauptstrecke durchs Valle Toscolano angekommen, geht's links weiter zum Lago di
Valvestino. Nach dem See kommt eine Kurve nach der anderen.
Keine 50m geradeaus führt eine wahre Wedelstrecke am Hang
entlang bis nach Gargnano. Bevor wir über Kehren den Hang hinunter
an den Gardasee gelangen bietet sich über Olivenhaine und Pinien ein
schöner Blick auf den südlichen Gardasee und Gargnano.
Die westliche Uferstraße -- "Gardesana Occidentale" genannt -- ist wie üblich ziemlich überfüllt und bietet eigentlich keinen Fahrspaß. Deshalb verlassen wir diese auch bald wieder nach links Richtung Tignale/Tremosine. Der Abzweig kommt hinter einem Tunnel und ist leicht zu übersehen. Erst geht es etwas bergauf, dann bringt uns eine regelrechte Kurvenorgie bis nach Vesio und weiter Limone. Offene, helle Landschaften wechseln sich mit hitzestauenden Olivenhainen und düsteren Kiefernwäldern ab. Zum Abschluß der Tour ist dies nochmal ein richtiges Vergnügen.
Die Uferstraße bringt uns schließlich bis nach Riva, womit sich der Kreis dieser Tagestour schließt.
Erstmalig habe ich mit dieser Tour GPS-Koordinaten angegeben. Nach dem Download stehen zwei Dateien zu Verfügung: Eine TRK-Datei für Quovadis im ASCII-Format und eine Excel-Datei mit den Tracklog-Koordinaten.
fazit:
Es müssen nicht immer die Alpen sein, um auf seinen Kurvenspaß zu kommen. Insbesondere die Schotterabschnitte werden Straßenfahrern noch lange in Erinnerung bleiben. Für mich hat diese Tour den Wunsch hervorgerufen einmal einen Urlaub mit dem Motorrad hier zu verbringen und eine Reihe weiterer Strecken abzufahren.
Copyright 2001-2006, Harald Meyer, 96193 Wachenroth. Letzte Änderung 11.11.06